Aktuelle Einblicke zu den Entwicklungen in den Lieferketten

Wir alle verfolgen seit Ende Februar mit Entsetzen das Geschehen in der Ukraine. Daher stehen wir auch weiterhin in engem Kontakt mit unseren Geschäftspartnern vor Ort und helfen. In Form von kostenlosen Transporten und die Zwischenlagerungen unterstützen wir lokale Unternehmen und Hilfsorganisationen bei der Verbringung von Hilfsgütern in die Ukraine sowie zu den angrenzenden Ländern. Spürbar beeinflusst der Russland-Ukraine Konflikt auch weiterhin umfangreich die Logistikketten. Daher möchten wir Sie weiterhin über die aktuellen Auswirkungen informieren. Neben dem Russland-Ukraine Konflikt prägt weiterhin Corona den Logistikmarkt. Einige logistisch sehr bedeutsame Städte in China (u.a. Yantian, Shanghai) wurden erneut in den Lockdown versetzt, um die Ausbreitung der Omikron-Variante zu stoppen. Dies beeinflusst insbesondere auch den Warenumschlag an einigen Häfen und Flughäfen Chinas massiv.

Veröffentlichungsdatum: 08.04.2022

Unsere für Sie zusammengestellten Themenbereiche heute:

  • LKW-Transporte
  • Luftfrachtverkehre
  • Bahnverkehre „New Silk Way“
  • Seefrachtverkehre
  • Situation China
  • Außenwirtschaftsrecht

 

LKW-Transporte

Einführung des Mobilitätspaket

Durch die Umsetzung des Mobilitätspaketes ab Februar 2022 sind im Ausland ansässige Fuhrunternehmen und Partner dazu verpflichtet ihre Fahrzeuge spätestens alle 8 Wochen an den Unternehmenssitz zurückzuführen. Internationale Frachtführer haben inzwischen einen Anteil von über 40% am nationalen Markt. Somit führen die Maßnahmen zu Auswirkung im nationalen als auch internationalen Verkehr. Des Weiteren wurde eine gesetzliche Cool-Off Phase umgesetzt welche dazu verpflichtet nach 3 Kabotage-Fahrten den nationalen Markt zu verlassen. Personalkosten steigen durch verpflichtende Vergütung der Fahrer mit länderspezifischen Mindestlöhnen.

Insgesamt stellen wir eine deutliche Steigerung der Kosten sowie eine Verschiebung von Laderaumverfügbarkeiten fest. Unternehmer verlieren in Teilen ihre Flexibilität und Effizienz. Parallel steigen die Betriebskosten für LKW Flotten. Es werden Leasingverträge aufgekündigt, neue Verträge steigen in den Kosten, die Beschaffung von Material und Trailern gestaltet sich schwierig und ist mit erhöhten Aufwendungen verbunden. Operativ konnten bis dato Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit weitestgehend vermieden werden. Wir sind in engen Austausch mit unseren Partnern und Fuhrunternehmern. So tauschen wir beispielsweise Auflieger oder Flotten gemeinsam aus, gehen operativ neue Wege, zahlen entsprechend die Mehrbelastung, suchen aktiv neue Regelgeschäfte in die relevanten Regionen, und hinterfragen nicht zuletzt auch unsere Prozesse.

Krieg in der Ukraine und damit verbundene Auswirkungen

In Gänze ein Schreckensszenario welches Ende Februar seinen Anfang nahm, und bis heute nicht gelöst ist. Auch auf die Kapazität an Laderaum hat dies unmittelbaren Einfluss, so gibt es zum Beispiel verhältnismäßig wenige ukrainische LKW auf deutschen Straßen, jedoch einen massiven Anteil ukrainischer Fahrer in u.a. polnischen Fahrerkabinen. Ca. 100.000 ukrainische Fahrer haben also mit Beginn dieser Konflikte, den Kontakt zur Familie gesucht und ist Ihnen an den Grenzen entgegen gekommen, um Sie in Sicherheit zu bringen oder Wehrdienst zu leisten. Die LKW blieben dabei natürlich stehen und konnten nicht in Gänze neu besetzt werden.

Wie hoch die Zahl an ukrainischem Fahrpersonal auf deutschen Straßen ist, ist nicht genau zu ermitteln, die Auswirkungen waren jedoch zu spüren auf dem Markt. Ein weiteres unglückliches Schicksal trifft nun russische Fahrer, die nun seit Tagen bzw. Wochen auf Rastplätzen und in Industriegebieten festhängen. Dort nicht mehr wegkommen, da Ihr Bargeld ausgegangen und die Karten gesperrt wurden, eine Folge der Sanktionen gegen Russland. Zu vermuten allerdings, dass der Anteil an russischen gestrandeten Fahrer wesentlich geringer ausfällt als die Summe des ukrainischen Fahrpersonals in Europa.

Entwicklung Kraftstoffkosten

Der Preis für Diesel ist in den letzten Wochen massiv gestiegen. Nach gegenwärtig leichter Entspannung und anzunehmend auf vorerst unbestimmte Zeit, bleibt der Preis weiterhin auf außerordentlich hohem Niveau. Dies führt bei LKW-Transporten im Ladungsbereich genau wie in den Stückgutnetzwerken zur erheblichen Steigerung der Ausgaben. Bedingt durch die aktuelle Weltlage und den sich schnell wandelnden Rohstoffpreisen sind Preisentwicklungen nicht fundiert abzusehen. Über die reinen Frachtkosten lassen sich die Entwicklungen nicht weiter abfangen. Um die Schwankungen am Markt transparent aufzeigen zu können und die für uns durchlaufenden Kosten entsprechend der Marktlage abzurechnen, wurden Anpassungen der Kalkulationen vorgenommen bzw. das auf die Frachtkosten anzuwendende Dieselfloatermodell überarbeitet. Dies hinsichtlich der Anwendungsgrundlage und um näher an aktuelle Marktlagen heranzurücken, im wöchentlichen Rhythmus der statistischen Erhebung. Details wurden mit dem separaten Kundenanschreiben in KW 11 versendet, welches ansonsten bei Bedarf gerne nochmal zur Verfügung gestellt werden kann.

 

Luftfrachtverkehre

Infolge des Konflikts in der Ukraine ist der Luftraum über Russland und der Ukraine weiterhin gesperrt. Wie bereits angekündigt, haben einige Airlines ihre Flüge storniert oder leiten diese über den Nahen Osten um. Die Transportkapazitäten haben sich dadurch stark reduziert und beeinflussen weiterhin sowohl die Laufzeit als auch die Frachtraten. Hinzu kommen nun auch steigende Fuel Zuschläge, welche die Luftfrachtraten prägen. Insbesondere zu nennen sind hier die Transporte von/nach China/Fernost.

 

Bahnverkehre Fern-Ost „New Silk Way“

Der im letzten Jahr ausgebaute Schienengüterverkehr zwischen Europa und Vietnam ist vorläufig eingestellt worden. Als Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt. Für den nächsten Monat war eine Zugabfahrt nach Lüttich geplant, die nun jedoch verschoben wurde. Duisport stellt jegliche weitere Geschäfte und Investitionen in Weiß-Russland ein und veräußert die Anteile am Intermodal Terminal „Great Stone Industrial Park“. Auch das repräsentative Büro in Minsk wurde bereits geschlossen. Waren, welche sich aktuell auf dem Routing nach/von Europa auf der Schiene befinden, laufen nach aktuellen Meldungen weiterhin im regulären Zeitplan. Bedingt durch die aktuelle Situation haben die Bahnbetreiber das Alternativrouting außerhalb Russlands im Fahrplan aufgenommen. Bei Laufzeiten von ca. 35-40 Tagen wird der Bahnverkehr über Kasachstan, das Kaspische Meer, Azerbaijan und der Türkei über Polen in die EU geleitet. Da durch die erweiterte Laufzeit der Schienenverkehr an Vorteilen verliert, prüfen wir weiterhin täglich für Sie, welche weiteren Entwicklungen sich abzeichnen und halten Sie informiert.

 

Seefrachtverkehre

USA / Ostküste

Angespannte Lage durchgehend ab New York bis hinunter in den Golf von Mexico (Houston). Die durchschnittliche Wartezeiten liegen aktuell bei 3-12 Tagen. Am meisten betroffen sind Charleston & Houston, ähnliche Szenarien zeichnen sich in Long Beach / Los Angeles (Westküste) ab. Die Anzahl der wartenden Schiffe liegt bei über 170, dies betrifft überwiegend Ladungen aus Fernost / China. Daraus resultieren auch Buchungs-Stops ab Nordwestkontinent. Viele Reedereien sind teilweise bis Ende April / Anfang Mai ausgebucht bzw. nehmen nur noch vereinzelt Buchungen an. Die Abnahme der Import-Container im Hafen & Inland verlaufen weiterhin sehr schleppend, auch aufgrund des Fahrermangels in den USA. Durch den bisherigen Rückstau an den Häfen sind die Weiterleitungen zu RAMPS im Inland überlastet, da nicht genügend Kapazitäten für die angestauten Mengen vorhanden sind. Wir rechnen mit weiteren relevanten Preisanpassungen der Seefrachtraten April / Mai `22 um US$ 800 bis US$ 1000 p/box.

Ozeanien (Australien / Neuseeland)

Auch hier ist die Marktlage schwierig. Bis Mitte – Ende April 2022 ist kaum noch Frachtraum verfügbar. Problematisch sind insbesondere die Umladungen bei den Transshipmenthäfen Port Klang & Singapur, aber auch die Empfangshäfen sind aktuell durch die eintreffenden Mengen überlastet.

 

Situation China

Wie wir bereits berichteten, ist die Stadt Shanghai in den Lockdown versetzt worden. Anhaltende Ausbrüche von Corona in unterschiedlichen Teilen Chinas und die Maßnahmen zur vollständigen Eindämmung des Virus (Zero Covid Policy) , führen erneut zu Abriegelungen einiger weitgefasster chinesischer Schlüsselgebiete und Städte. Dies beeinflusst maßgeblich auch den Warenverkehr und den Umschlag an den Häfen/Flughäfen als auch Produktionsabläufe sowie die Warenverfügbarkeit. All das hat auch wirtschaftliche Folgen: Sollte der Lockdown in der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes den ganzen April über andauern, dürfte das deren Wirtschaftsleistung schmälern. Der aktuelle COVID-19-Ausbruch beeinträchtigt nach wie vor die Lieferkette in Shanghai, die Abriegelung in Shanghai geht weiter: potenziell große Herausforderungen & Wirtschaft durch Null-Covid-Maßnahmen erschüttert.

Fabrik/Versand/Versand: Alle Unternehmen in Shanghai sind geschlossen und im Home-Office und in der Fabrik wird nicht mehr produziert.

Lagerhaus: Alle Lager sind bis auf Weiteres geschlossen.

Terminal & Häfen:  

1. Der Hafen- und Terminalbetrieb ist derzeit noch in Betrieb, aber weniger Arbeitskräfte und die Schließungen werden die Überlastung des Hafens von Shanghai verschärfen.
2. Aufgrund von Betriebseinschränkungen auf der Werftseite besteht die Möglichkeit, dass bestimmte DG-Klassen und Kühlschiffe nicht entladen werden dürfen, wenn die Menge nicht bewältigt werden kann.

Lkw-Dienste in China: Da es im gesamten Gebiet von Shanghai Verkehrskontrollen gibt, ist der Lkw-Verkehr in gewissem Maße eingeschränkt: Es gibt Beschränkungen für den Lkw-Verkehr von/nach Shanghai (die meisten Städte in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang haben ein Einfahrtsverbot für Lkw aus Shanghai). Die Fahrer müssen ein 48-stündiges negatives Nukleinsäurezertifikat und eine ausgedruckte EIR-Quittung vorlegen, um in den Hafen von Shanghai einzufahren. Die Lkw-Verfügbarkeit ist nur 10% wie die üblichen.

Flugverkehr aus Shanghai: Obwohl der Flughafen Shanghai PVG nicht geschlossen wurde, wurden viele Flüge gestrichen, bitte fragen Sie uns von Fall zu Fall.

Auswirkungen der Lockdowns zusammengefasst:

reduzierte Produktivität und verlängerte Durchlaufzeiten

reedereiseitig erwarteter Verzug durch Wartezeiten / Congestion

disruptive Auswirkung auf Fahr-und Flugpläne sowie Reedereidienste

blank sailings (ausgesetzte Schiffslinien) und / oder ausbleibende Hafenanläufe aller großen Reedereien

Wir stehen zu Ihrer Verfügung, um Ihnen maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

 

Außenwirtschaftsrecht

Für Transporte nach Russland oder in die Ukraine sind weiterhin die Amtsblätter der EU sorgfältig zu prüfen: Grundlagen hierfür bilden die aktuellen Veröffentlichungen im Amtsblatt der EU vom 23.02.2022 und insbesondere vom 25.02.2022 mit der Verordnung (EU) 2022/328. Infolge der Beteiligung von Belarus an der rechtswidrigen militärischen Aggression gegen die Ukraine wurden weitere Sanktionen (VO (EU) 2022/355 vom 2. März 2022) erlassen und die VO (EG) Nr. 765/2006 geändert. Auch diese Sanktionslisten sind sorgsam zu prüfen. Bitte beachten Sie, dass aufgrund des Krieges in der Ukraine die Europäische Union ihre Sanktionen gegen Russland ausweitet. Das neue vierte Sanktionspaket trat am Abend des 15.03.2022 in Kraft. Dieses umfasst eine Ausfuhrsperre für Luxusgüter nach Russland, Einfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte der russischen Eisen- und Stahlindustrie sowie ein umfassendes Verbot neuer Investitionen in den russischen Energiesektor. Ein weiteres umfangreiches Sanktionspaket ist aktuell durch die EU-Kommission im Gespräch.

Auch USA verhängt als Reaktion auf den anhaltenden russischen Angriff auf die Ukraine verschärfte Sanktionen gegen Russland. Diese betreffen unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport. Bitte beachten Sie, dass ein eventueller Verstoß der US Sanktionslisten. Für eine erweiterte Abstimmung / Beratung in Bezug auf Ihre konkreten Anforderungen an den Transport stehen Ihnen Ihre Ansprechpartner aus den verschiedenen Fachbereichen gerne zur Verfügung.

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